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Marken-Magazine: Markenartikler steigen ins Verlagsbusiness ein
Während man sich auf Seiten der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage über die ersten echten, wenn auch kleinen, Erfolgsmeldungen seit Jahren freut, die die Markt- und Werbeträgeranalyse 2011/2012 ergab, schlagen die Non-Publishers weiter fröhlich auf. Ihnen kann es nur Recht sein, wenn sich die Printnutzung stablisiert. Vor allem Modefirmen tragen ihren Teil zu dieser Entwicklung bei. Sie leisten sich hochwertige Hochglanzmagazine, um ihre Marke zu unterstützen. Und beleben jetzt vornehmlich in den USA sogar den Büchermarkt.

In den vergangenen Jahren war eigentlich immer nur von sinkenden Auflagen die Rede, wenn es um das Medium Print ging, von eingestellten Magazinen, vom Zeitungssterben auf dem Land und davon, dass vor allem die jungen Leser ihre Informationen im Internet suchen, anstatt für die News von gestern eine Zeitung von heute zu kaufen. Die AWA 2011/2012 des Instituts für Demoskopie in Allensbach weist nun erstmalig ein leichtes Plus bei fast allen Printmediengattungen aus.

Für die Hersteller verschiedener Marken, vor allem im Modebereich, waren die Verschiebungen im Mediennutzungsverhalten aber auch schon vorher kein Hindernis, sich selbst mit einem eigenen Magazin auf den Markt zu wagen. Im Gegensatz zur freien Presse sind sie dabei auch nicht im gleichen Maße von Auflagen- und Anzeigenzahlen abhängig. Vielmehr leisten sich die Non-Publishers den Luxus, das Besondere ihrer Marke mit einem eigenen Magazin unter Beweis zu stellen:

Katalog 2.0
Vieles in diesen neuen Magazinen hat ganz direkt mit dem eigentlichen Angebot zu tun: In den Magazinen von H&M, Cos oder Rika ist viel Platz, um die Produkte der Marke darzustellen. So wimmelt es im „H&M-Magazin“ von langhaarigen Models in H&M-Kleidung, im Interview Gisele Bündchen, die Reportagen drehen sich um Themen wie Mode, Lifestyle, Ausgehen. Auch im Magazin des edlen Ablegers des schwedischen Modeimperiums Cos geht viel Platz für die Präsentation der Kollektion drauf. Daneben gibt es Interviews mit Bewohnern der Städte, die zur Hauptzielgruppe der Marke gerechnet werden dürfen. Bei Rika hat man einst mit schlichten Ledertaschen angefangen, inzwischen ist eine regelmäßige Fashion-Kollektion dazugekommen, die nun unter anderem im Marken-Magazin präsentiert wird.

Online zum Nachlesen
Die anschauliche Ästhetik der Printwelt lockt nun sogar immer mehr Internet-Retailer. Die stark expandierende Internet-Mode-Plattform Asos flankiert ihr Geschäft mit einem monatlichen Heft aus echtem Papier. Das Magazin „Asos“ erinnert an eine Mädchenzeitschrift inklusive Schminktipps und Celebrity-News. Alle Produkte, die man sieht, kann man bei Asos.com kaufen. Auch der Klassiker unter den Online-Modeanbietern mischt mit: Net-a-Porter setzt als Heft auf eine Kombination außergewöhnlicher Modefotos plus gedruckter Berichte von Fashionbloggern.

Das Heft zur Marke
Das „Freezine“ des schwedischen Hipster-Ausstatters Weekday.com entpuppt sich als einzige Modestrecke, kombiniert mit Interviews mit Mitarbeitern zu deren geheimen Talenten. Dahingegen wartet „Der Franz“ mit wesentlich mehr Texten auf: „Das neue Auszeit-Magazin“ von franziskaner-weissbier.de enthält Tipps für Auszeiten aus dem Alltag, Rezepte von Biersommeliers und allem, „was draußen Spaß macht“.

Print als Wohnaccessoire
Und während Buchverlage rund um den Globus das Ende ihres Mediums fürchten und Buchhändler Barnes & Noble inzwischen mit einem eigenen Lesecomputer (Nook) auf dem Markt ist, entdecken die Designer dieses Medium als elegantes Home Fashion-Produkt mit Vintage-Aura. Neben Paul Smith, der in seinen Boutiquen seit Jahren auch Bücher verkauft, springen jetzt auch Marc Jacobs mit einem eigenen Bookmarc-Shop in New York und die hippe Boutique Kitson in ihren Filialen in Los Angeles (www.shopkitson.com) auf diesen Zug auf. Ihre Bücher-Sortimente umfassen stylische Glamour-Titel aber auch originelle Zufallsfunde, die nicht selten in günstigen Restauflagen aufgekauft und neu zum Kauf angeboten werden.

Trendkonsequenzen: Die Faszination von Online-Versionen von Zeitschriften, Zeitungen und Büchern lässt sich auch durch das Engagement der Non-Publisher nicht stoppen. Es zeigt aber, dass das Medium Print bei weitem nicht am Ende ist sondern vielmehr vor einer Neupositionierung steht. Die Faszination für das Gedruckte muss in der Medienwelt der Zukunft neu interpretiert werden. Die Aura der eigenen Marke lässt sich damit in jedem Fall neu aufladen.

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