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iDENTity: Die Zukunft der Zahnarztpraxis
Gesundheitsreform, neue technische Verfahren und gesellschaftlicher Wertewandel – das Gesundheitswesen in Deutschland befindet sich im Umbruch. Welche großen Trends es auf dem Gesundheitsmarkt gibt, wie sich diese auf die Zahnmedizin auswirken und die Zahnarztpraxis der Zukunft aussehen könnte, darüber hat die iDENTity-Redaktion mit der Trend- und Zukunftsforscherin Corinna Langwieser gesprochen. Das meint die Trendforscherin Im Dialog mit dem Patienten – Vernetzung bestimmt die Zukunft der Zahnarztpraxis.

Frau Langwieser, Sie beschäftigen sich mit Veränderungen und Tendenzen im Gesundheitswesen. Was sind heute die größten Trends in diesem Bereich?

Corinna Langwieser: Die Vorstellung von dem, was Gesundheit eigentlich ist, wandelt sich derzeit: Gesundheit hat einen sehr großen gesellschaftlichen Stellenwert und wird zunehmend mit Leistungsfähigkeit, aber auch mit Schönheit assoziiert. Gesundheit wird, wenn Sie so wollen, immer mehr zum Lifestyle. Daher sind die Menschen heute eher bereit, dafür Geld auszugeben. Aufgrund der finanziell angespannten Situation im Gesundheitswesen heißt das für den Patient jedoch auch, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, er muss also vorbeugen und bereit sein, für die eigene Gesundheit einen Kostenbeitrag zu leisten. Daher achten die Menschen sehr genau darauf, wofür sie ihr Geld ausgeben und informieren sich mehr als früher über Angebote auf dem Gesundheitsmarkt – quer durch alle Altersgruppen.

Wie wirkt sich der steigende Informationsbedarf der Patienten auf die Arbeit in Zahnarztpraxen aus?

Corinna Langwieser: Patienten und Gesundheitsinteressierte haben heute nicht nur einen hohen Informationsbedarf, sie sind auch zunehmend untereinander vernetzt. Und das bekommen auch die Behandler in der Praxis zu spüren: Patienten tauschen sich zum Beispiel in Internetforen und sozialen Netzwerken über ihre Erfahrungen aus und bewerten Praxen auf speziellen Plattformen. 99 Prozent der unter 30-jährigen sind heute online. Zahnärzte stehen deshalb zunehmend vor der Herausforderung, mit ihren Patienten in einen Dialog zu treten und sich auch mit potentiellen neuen Kunden zu vernetzen. Immer mehr Zahnärzte achten heute deshalb auf eine attraktive Online-Präsenz und bieten die Möglichkeit an, online Feedback zu geben. Ein solcher Dialog bedeutet, dass Zeit und Geld investiert werden muss – aber bietet auch die Chance, auf der Grundlage des Feedbacks das eigene Angebot zu optimieren.

Inwiefern sollten Zahnarztpraxen in ihren Arbeitsabläufen und Strukturen auf einen solchen Wandel reagieren?

Corinna Langwieser: Man kann beobachten, dass Zahnärzte heute zunehmend in das Management und Marketing ihrer Praxen investieren. Viele haben mittlerweile erkannt, dass eine Beziehung zum Patienten auf mehr als nur der bloßen Behandlungszeit beruht. Derzeit gibt es den Trend, dass Zahnärzte nicht nur Behandler sind, sondern auch zum Berater rund um alle Therapiemöglichkeiten werden. Zugleich wird es für Zahnärzte immer wichtiger, das eigene Profil der Praxis zu schärfen. Ein klares Profil zeichnet sich dadurch aus, dass man sich seiner besonderen Leistungen und Stärken bewusst ist und diese im Alltag den Mitarbeitern, Patienten und Partnern vermittelt – seien es auffallend kundenfreundliche Öffnungszeiten oder spezielle Behandlungsverfahren. Kundenentwicklungsprogramme können dabei helfen, indem sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verbesserung des Praxismarketings geben, ohne dass sich der Zahnarzt in Management-Fragen extra schulen muss.

Das alles bedeutet: Der Zahnarzt von Morgen wird zunehmend zum Unternehmer. Können Sie ein Beispiel für digitale Trends nennen?

Corinna Langwieser: Viele Arbeitsläufe werden in Zukunft digitalisiert. Moderne Verfahren bieten zum Beispiel die Möglichkeit, eine chirurgische Behandlung computergeführt durchzuführen. Oder denken Sie an den intraoralen Scan, der die Abformung ersetzt. All diese Verfahren bedeuten für den Patienten mehr Komfort in kürzerer Behandlungszeit. Auch Ärzte profitieren von effizienteren Arbeitsabläufen und erweiterten Behandlungsoptionen. Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen – wie arbeitet eine Zahnarztpraxis in zehn Jahren? Corinna Langwieser Der Einsatz digitalisierter Techniken in den Praxen wird in Zukunft mit Sicherheit weiter zunehmen und auch den Zahnarztberuf deutlich stärker prägen als bisher. Das Thema Digitalisierung wird auch deshalb immer mehr in den Fokus rücken, weil Patienten die Vorteile einer dadurch verbesserten Behandlung kennenlernen und in Zukunft stärker nachfragen werden.

Wenn Sie in zehn Jahren eine Zahnarztpraxis betreten – wird sie genauso aussehen wie heute?

Corinna Langwieser: Nein, denn in Anbetracht der Tatsache, dass es immer wichtiger wird, neue Patienten zu gewinnen und zu binden, wird sie immer weniger an eine Praxis erinnern und dafür ein eher persönliches Ambiente haben. Praxen werden ihre Patienten intensiver und individueller betreuen. Dieser Trend ist schon heute zu beobachten und ist auch eine Reaktion auf das gestiegene Interesse der Patienten an Informationen rund um ihre Behandlung. Ein professionelles Praxismanagement führt auch zu besserer Planbarkeit, sodass künftig die Wartezimmer leerer sein werden.

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