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Disruptive Classroom: Neue Prinzipien für die Schule der Zukunft
Eine disruptive Innovation hat die Kraft, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung beinah vollständig zu verdrängen. Mit ihr lässt sich so manches Übel an der Wurzel packen und die Weichen für die Zukunft in eine komplett andere Richtung stellen. Der disruptive Klassenraum ist eine solche Innovation. Mit diesem Begriff wird der Trend beschrieben, dass sich die Schule der Zukunft zwar nicht selbst abschafft aber doch in ihrem Kern verändert. Eine Entwicklung, die angesichts der Veränderungen bei der Wertschöpfung unserer Wirtschaft und damit auf unseren globalisierten Arbeitsmärkte alternativlos erscheint.

Dem Thema Bildung kommt in der Wissensökonomie von morgen eine Schlüsselrolle zu: Die Wirtschaft kann nur prosperieren, wenn schlaue Köpfe neue Produkte erfinden, innovative Dienstleistungen anbieten oder dazu beitragen, dass Güter besser oder billiger gefertigt werden. In den meisten Branchen werden künftig immer mehr qualifizierte Fachkräfte gebraucht – rund um den Globus. Gleichzeitig muss sich damit aber auch die Qualität des Lernens verändern. Während wir heute noch immer nach den Lernidealen des frühen industriellen Zeitalters vorgehen, in denen die Schule zu allererst eine Disziplinierungsanstalt für die bäuerliche Gesellschaft war, werden wir morgen nicht umhin kommen, die Wissensvermittlung den neuen Voraussetzungen einer nicht nur globalisierten sondern auch individualisierten und technisierten Gesellschaft anzupassen.

Möglich, dass damit auch das Ideal des frontalzentrierten Unterrichts in Frage gestellt werden wird. Schon heute erleben wir an etlichen Schulen Gruppenarbeit, eigenständiges Experimentieren, Lernexkursionen außerhalb der Schule. Die Zukunft gehört den neuen Technologien, mit deren Einbindung es möglich scheint, die Schule von innen heraus zu revolutionieren:

e-nternat
Das bayrische Internat SchlossNeubeuern.de ist die erste papierlose Schule der Republik. Hier gibt es keine Hefte und Bücher aber auch keine Tafel oder Kreide mehr – stattdessen futuristisch anmutende Schreibtische mit Dockingstation für den PC. Zusätzlich zur Tastatur hat der Laptop eine Schreibfläche auf einem hochauflösendem Touch-Display, auf der die Schüler mit einem Eingabestift elektronisch mit der Hand schreiben. Alle Unterrichtsmaterialien aber auch Termine, Tests, Noten und Hausaufgaben werden von Schülern und Lehrern gleichermaßen am Computer verwaltet und bearbeitet. Die Software erkennt automatisch die jeweilige Handschrift des Schülers. Zudem können die Schüler sämtliche Anwendungen des Schul-PCs auch im Internat oder zuhause nutzen und mit ihren Smartphones synchronisieren.

eKreide
An der Technischen Universität Berlin entwickeln die Professoren Christian Thomsen und Lars Knipping die elektronische Kreide weiter. In diesem Verfahren schreibt der Lehrer oder Dozent mit farbigen Stiften auf einen Bildschirm, ein Beamer wirft diese Notizen an die Wand. Danach werden sie in eine pdf-Datei zum Herunterladen angeboten, Bilder können in dieses Verfahren bereits eingebunden werden, bewegte Bilder werden folgen.

eTafel
Schon die Einführung von interaktiven Tafeln verändert die ehemals starr getrennte Lernsituation zwischen Unterrichtendem und Lernendem. Diese Whiteboards nämlich können mit Computer und Internet aber auch klassischen Medien wie Videorekorder und CD-Player verbunden werden. Es sind große Bildschirme, die mithilfe eines speziellen Stifts oder mit den Fingern interaktiv bedient werden. Doch während britische Schulen bereits zu 70 Prozent über dieses Tool verfügen, sind es in Deutschland gerade einmal fünf Prozent. Anschaffungs-, Schulungs- und Wartungskosten schrecken ab. Für die Zukunft wird man um weitere Investitionen nicht umhin kommen.

Trendkonsequenzen: Die Elektrifizierung der einzelnen Lernmodule – Heft, Tafel, Kreide – kann nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem disruptiven Klassenraum sein. Wir brauchen für die Zukunft eine gänzlich neue Lernkultur, mit der es gelingt, unsere Schüler auf die Arbeitswelt von morgen perfekt vorzubereiten. Ziel muss es sein, die exzellenten Vernetzungsfähigkeiten unserer Kinder in einer Schule der Zukunft aufgehen zu lassen.

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