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LOHAS sind out – Foodies sind in: Wie aus den neuen Food-Liebhabern eine ganze Stilgruppe werden kann
Der Lifestyle of Health and Sustainability ist nicht nur in aller Munde sondern inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Ein jeder sehnt sich heute nach einem Leben im Einklang mit sich selbst, seinen Bedürfnissen und seiner Umwelt. Doch während die einen noch an ihrem aktuellen CSR-Report basteln, definieren andere bereits einen neuen Sub-Trend: Die Foodies sind geboren.

Genau genommen sind die Foodies gar keine neue Bewegung. Bereits im Jahr 1984 veröffentlichten die beiden Amerikaner Paul Levy und Ann Barr „The Official Foodie Handbook“. Inhalt: Alles, was Genuss-Begeisterte interessiert – von der Theorie gesunden Essens bis zu Reisetipps zu den besten Restaurants der Welt; wobei gutes Essen und Trinken schon damals weniger mit Edelküche und einer Luxusattitüde als vielmehr als naturgegebene Selbstverständlichkeit verstanden wurde.

Die beiden Autoren haben damit eine Diskussion vorweg genommen, die erst knapp 30 Jahre später wirklich leidenschaftlich geführt wird: Die Frage nämlich, welche Auswirkungen schlechtes Essen, Fast Food und lieblos hergestellte Lebensmittel auf Gesundheit und Lebensqualität der Menschen haben.

Foodies sind LOHAS, die gern essen
Um dieses Thema kreist auch der Lifestyle der heutigen Foodies – nur mit dem Unterschied, dass vor dem Hintergrund der Nahrungsaufnahme heute ein ganzes Set an Werten definiert wird. So positioniert sich der Foodie von heute als cooler und stylischer Öko-Genuss-Mensch. Ein Foodie interessiert sich für gutes Essen und Trinken, für Lebensmittel und Weine, für die Herstellung und die Ökobilanz. Und er identifiziert sich mit diesem Lifestyle. Wer einen seltenen Biokäse im Kühlschrank hat, ist cool, wer weiß, auf welchem Bauernmarkt es das rascheste Brot und den urprünglichsten Schinken zu kaufen gibt, hat Sex-Appeal. Essen als neue Pop-Kultur.

Foodies sind geborene Selbstdarsteller
Aus Esskultur, Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein sowie Ethnologie formt der Foodie eine Lebenswelt, hinter der andere Interessen für Popmusik, Mode oder Literatur zurückstehen. Dabei ist der Foodie medien- und technikaffin und besonders mitteilsam. Weil die klassischen Formate sein Verständnis von Genuss bislang überhaupt nicht abdecken, führt er lieber selbst einen Blog oder veröffentlicht gleich ein eigenes Kochbuch.

Nachdem etwa der Foodblog der Deutschen Nicole Stich in den Top 50 der besten Blogs des „Time Magazine“ gerankt wurde, durfte die Essensliebhabern bei Gräfe und Unzer ihr erstes Kochbuch unter dem gleichen Titel wie ihr Weblog schreiben, was dann gleichzeitig auf deutsch wie auf englisch erschien („deliciousdays“). Und auch ihre Superstars hat die Foodie-Bewegung inzwischen: Neben Schauspielerin Jessica Alba bekennt sich auch Supermodel Kate Moss offiziell dazu, ein Foodie zu sein, was im Falle der Britin gar in einer eigenen Marmeladensorte endete, die nun unter dem Namen „Kate’s Damson Jam“ verkauft werden soll.

Andere Stars der Szene sind die Amerikanerinnen Laena McCarthy, die als „Jam Queen“ von Brooklyn ihre eingekochten Früchte und hausgemachten Konfitüren mit Namen wie „Anarchy Strawberry Balsamic Jam“ auf den Bauernmärkten New Yorks an den Mann bringt; sowie Cathy Erway, Autorin von Blog und Buch mit dem Titel „Not Eating Out in New York“. Darin beschreibt die End-Zwanzigerin ihr Leben ohne Restaurants – dort zu essen konnte sie sich zwei Jahre lang mit ihrem Job als Teamassistentin eines Konzerns nicht leisten.

Trendkonsequenzen: Gerade die letzten Beispiele zeigen, dass es gar nicht so leicht ist, mit den Foodies Geld zu machen. Großkonzerne und ihre Industriefertigung umgibt für sie leicht der Nimbus des Anrüchigen. Denn der Foodie ist eher auf der Suche nach dem Kleinen, dem Raren und Handgemachten. Doch auch dafür sind Zutaten und Unterstützung gefragt. Und nicht jeder wird seine gesamte Nahrungskette künftig selbst produzieren wollen. Wer es schafft, seiner Marke gleichzeitig Authentizität und Glamour zu verleihen, wer Natürlichkeit plus Exclusivität ausstrahlt und dabei irgendetwas mit Essen und Trinken zu tun hat, wird sich über die Foodies als neue Käufergruppe freuen können.

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