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Self Tracking: Wenn sich Eigenverantwortung mit wachsenden technischen Möglichkeiten matcht
Kostendruck und Leistungsbegrenzung im Gesundheitswesen auf der einen Seite, ein wachsendes Bedürfnis nach persönlichem Wohlgefühl auf der anderen Seite – das sind die beiden großen Trendentwicklungen, die die Eigenverantwortung auf Seiten der Patienten wachsen lassen. In unserer Leistungsgesellschaft lernen wir, dass jeder zu jeder Zeit an der Optimierung von Körper, Geist und Seele arbeiten muss. Neue Überwachungstechniken helfen uns dabei. Oftmals durch Unterstützung durch das Internet formen sie den neuen Trendmarkt des Self Trackings.

Die Komplexität und das hohe Maß an Mobilität im Leben des Einzelnen bringen es mit sich, dass wir uns bei der Beurteilung unseres Gesundheitszustands nicht mehr auf den jährlichen Check-up beim Arzt verlassen können. Vielmehr ist in der Gesundheitswelt der Zukunft jeder Patientenkunde dazu aufgerufen, selbst bei sich auf mögliche Veränderungen zu achten. Das fängt bei der Kontrolle von Ernährung, Bewegung und Schlaf an und hört beim Abtasten auf der Suche nach Gewebeveränderungen auf. Neue Geräte und Internetangebote helfen uns in Zukunft dabei, uns über unseren konkreten Gesundheitszustand aber auch über unser persönliches Wohlbefinden klar zu werden – um so möglichen negativen Veränderungen schneller und effektiver begegnen zu können.

Den Anfang macht der Sport
Vorreiter auf dem Feld des Self Trackings sind die Sportartikelhersteller. Zuerst hat sich Nike mit seinem Angebot Nike+ als persönlicher Trainer einer weltweiten Jogger-Community positioniert, nun mit Nike Fuel noch stärker in Richtung Gesundheits-Coaching entwickelt. Nike Fuel ist ein Armband, mit dem permanent alle Körperfunktionen dazu die Daten über Bewegung oder Schlaf aufgezeichnet werden. Konkurrent Adidas hat sein Angebot nun ebenfalls weiter personalisiert. Der miCoach, den das Unternehmen im Herbst 2010 auflegte, ist ein elektronischer Trainer, der nicht nur das Sporteln als persönlicher Partner durch Motivation und Tipps unterstützt sondern zudem die Gesundheitsparameter im Auge behält. Neben des Trackings des persönlichen Lauftrainings lässt sich der miCoach auch als Unterstützung bei weiteren Sportarten wie Fußball, Tennis oder Basketball zum Einsatz bringen.

Technik für den Menschen
Die zweite Branche, die auf den Zug des gesundheitlichen Eigenscannings aufsprang, waren die Technologieanbieter. Da gibt es ein Armband von BodyMedia, das der Patient Tag und Nacht tragen muss, und das nicht nur ständig wichtige Vitaldaten wie Temperatur, Puls, Schweißbildung und Kalorienverbrauch erfasst, sondern auch, wie gut man schläft. Die Daten werden in Apps für Smartphones aufbereitet oder lassen sich über das Internet auch am PC darstellen. Es gibt ein Handy, mit dem sich ein EKG aufzeichnen lässt oder einen Pulsoxymeter von der Größe einer Stoppuhr, mit dem auch Freizeitsportler permanent die Sauerstoffsättigung im Blut messen können. Es gibt Websites, die sich als Dokumentation des eignen Alkoholkonsums eigenen (DrinkingDiary.com), solche, die den Energieverbrauch aufzeichnen (http://bit.ly/energy-wattson) oder sogar die eigene Produktivität (RescueTime.com).

Monitor für das Glück
Schließlich geht es beim Self Tracking um das Überprüfen und Optimieren der mentalen Fähigkeiten. Die Zahlen der Krankschreibungen oder Arbeitsunfähigkeiten aufgrund von psychischen Problemen steigen rapide an, Unterstützung bei der Prophylaxe derselben kommt aus dem Netz. Hier wurden eine ganze Reihe an Online-Tools eingestellt, die den Betroffenen dabei helfen sollen, ihre psychische Gesundheit im Auge zu behalten. Die Websites heißen Moodscope.com, www.trackyourhappiness.com oder MoodStats.com und enthalten Programme, mit denen sich eine Art psychischer Fieberkurve erstellen lässt. Solche Angebote, sagen Forscher, können eine ähnliche Wirkung haben wie das Gespräch mit dem Therapeuten. Die Aufmerksamkeit, die der Einzelne dabei erfährt, ist der Schlüssel zum Glück.

Trendkonsequenzen: In den nächsten Jahren wird das Self Tracking eine neue Dimension erreichen. In unserer individualisierten Multioptionsgesellschaft überlassen die Menschen nichts dem Zufall – schon gar nicht das persönliche Wohlergehen. Dabei werden wir aber erleben, dass die neuen Angebote über das Erfassen physischer Parameter weit hinausgehen. Puls-, Bewegungs-, Blutdruck-Scanning wird zum Basisangebot. Die Zukunft gehört den ganzheitlichen Messinstrumenten, die die körperliche, geistige und seelische Gesundheit scannen und dabei selbstverständlich auf verschiedenen Output-Devices (Tablet PC, Smartphone) nutzbar gemacht werden können.

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