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Kollaboratives Lernen: Das Netzwerk weiß mehr als die Summe seiner Mitglieder
Der Trend zum kollaborativem Lernen meint die Einbindung von Social Media in den Lernprozess unserer Schüler, Studierenden, Berufstätigen. Doch das ist längst nicht alles: Eine Lernsituation, in der die Ideen von vielen das Wissen des Einzelnen bereichern, vermittelt allen Beteiligten die eine entscheidende Kompetenz, ohne die es in Zukunft nicht gehen wird: Kooperationsfähigkeit. Nur mit ihr werden wir künftig aus der Flut der Informationen die bedeutenden Essenzen filtern können.

Einer Studie der University of California in Berkeley zufolge verdoppelt sich das weltweite Wissen derzeit alle drei Jahre. Das führt dazu, dass nur noch ein geringer Prozentsatz von erforderlichem Wissen in den Köpfen abgespeichert werden kann. Robert Kelley’s Longitudal Study with Knowledge Workers (www.kelleysideas.com) belegt, dass ein Berufsanfänger im Jahr 1986 noch rund 75 Prozent des für seinen Job erforderlichen Wissens im Hirn gespeichert haben sollte. Heute hat sich dieser Anteil auf rund 10 Prozent verringert.

Networking beginnt in der Schule
Schon heute wird der Computer als selbstverständliche Quelle beim autonomen Erarbeiten neuen Stoffes genutzt. Zudem ermöglichen Instant Messaging Services das gemeinsame Lernen und Hausaufgaben-Machen an unterschiedlichen Standorten. Lehrer können auf Angebote wie das Klassennetz.de zurückgreifen, um Arbeitsblätter, Hausaufgaben, Termine oder Weblinks einzustellen, die von ihren Schülern heruntergeladen oder direkt auf der Plattform allein oder in der Gruppe bearbeitet werden. Dazu kommen Schnittstellen für die Einbindung externer Tools wie Blogs oder Wikis.

Neue Tools machen das soziale Wissen verfügbar
Das Unternehmen Sofatutor.de bietet Lehrvideos an, mit deren Hilfe sich Schüler ohne großen finanziellen Aufwand den Stoff aneignen können. Die Internetplattform ist eine Mischung aus Youtube und Wikipedia: In ein paar Tausend Filmsequenzen zeigen Studenten, Lehrer, Professoren oder andere pädagogisch begabte Menschen, was sie besonders gut erklären können. Ihre Themen orientieren sich am Stoff der weiterführenden Schulen und Unis. Sind zehn Minuten nicht genug, gibt es Fortsetzungskurse in mehreren Videos. Wer möchte, kann sich mit anderen Nutzern in Lerngruppen austauschen. Mehr als 16.000 aktive Nutzer hat das Portal bislang, jeweils zur Hälfte Schüler und Studenten. Manche besuchen die Seite regelmäßig, andere vor allem in der Prüfungszeit.

Networking für Schüler und Eltern
Scoyo.de, eine Lernplattform aus dem Hause Bertelsmann, führt Schüler bis zur siebten Klasse durch interaktive Lernabenteuer im Comic-Stil und vermittelt wie nebenbei spielerisch das Schulwissen. Die Lernspiele von Scoyo orientieren sich an den Lehrplänen der 16 Bundesländer. Der User kann sich nicht nur durch die Abenteuerwelt klicken, sondern auch gezielt Übungsaufgaben zu bestimmten Lerninhalten bearbeiten und Tests absolvieren. Durch ein Punktesystem erhält er Feedback auf die erspielten Ergebnisse und kann so die eigene Entwicklung verfolgen. Eltern können über einen separaten Zugang nachvollziehen, in welchen Fächern sich ihr Kind verbessert hat.

Mit Tablet PCs von anderen lernen
Mit einem Pilotprojekt öffnet sich die erste deutsche Hochschule der Einführung von Social Media-Lehrmaterialien. An der Universität Kassel kamen zum Wintersemester 2010/2011 ganze 200 der mehr als 20.000 Studierenden in den Genuss eines kostenlosen iPads. Mit diesem können die Teilnehmer nun überall auf dem Campus blitzschnell Literatur suchen, Datenbanken abfragen oder versäumte Vorlesungen ansehen. Auch die Lehrveranstaltungen selbst sollen sich ändern: Wenn Dozenten ihre Studierenden abfragen, erhalten sie sofort ein Umfrageergebnis, das die Hochschüler dann untereinander kurz diskutieren. Schließlich wird erneut abgestimmt. In der Regel ist die Zahl richtiger Antworten dann um gut 30 Prozent höher, lautet die Erfahrung mit diesem sozialen Reichtum.

Trendkonsequenzen: Interaktive Lehrprogramme sind die eigentliche Stärke des digitalisierten Lernens – im Klassenzimmer oder Hörsaal genauso wie alleine am Computer. Zum unschlagbaren Instrument bei der Wissensvermittlung werden sie durch ihre Vernetzungsfunktion. Wer sich beim Aneignen neuen Stoffes auf die Unterstützung aus seinem Lern- und Arbeits-Netz verlassen kann, wird mit der Materialfülle souveräner umgehen. Und so bestens auf die Arbeitsrealitäten der Zukunft vorbereitet werden.

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