Smart oder Smart Phone? Vielen jungen Erwachsenen fällt die Entscheidung leicht
„Das Auto ist das Medium des 20. Jahrhunderts“, heißt es in der „Auto-Biografie“ (Orange Press 2010), einem kulturgeschichtlichen Blick auf den PKW des Berliner Autors Matthias Penzel. In diesem Statement steckt die Erkenntnis, dass keine Erfindung das letzte Jahrhundert so stark prägte wie das Automobil; aber auch das Bewusstsein, dass diese Zeit ein für alle mal vorbei ist. Jugendliche und junge Erwachsene sind in Zukunft nur noch schwer für das Auto zu begeistern.
„Junge Menschen finden heute ein Smartphone als Statussymbol cooler als ein Auto, sie bewegen sich auf dem Daten-Highway statt auf der Autobahn“. Was Penzel hier in einem Interview mit dem „Spiegel“(3/11) zusammenfasst, ist die Erklärung für die verzweifelten Versuche der Autohersteller, ihre Produkte mit einem neuen Coolness-Faktor aufzurüsten:
• Für den neuen Polo GTI produzierte VW einen Internetfilm, der auf Youtube hochgeladen wurde. „Fast Lane – Driven by fun“ war dessen Motto, das die Internet-Gemeinde mit eigenen Filmen zum Thema „Fast Lane“ ergänzen sollte.
• Bei Daimler durften Interessierte Vorschläge für ein neues Smart-Design machen. Zudem gibt es eine App, die das iPhone im Kleinwagen zur Multimediazentrale macht. Mit dem Telefon lassen sich dann Routen planen oder Radiosender aus dem Internet hören.
• Bei Fiat wird derzeit ein neues Modell mit dem Namen „eco-drive“ getestet, dass die Fahrkünste seiner Kunden im Alltag misst. Per USB-Stick lassen sich die Daten dann in ein Lernprogramm auf den Computer übertragen. So kann jeder Fiat-Fahrer zuhause ein Energiesparprofil erstellen.
• Bei BMW versucht man mittels neuer Technologien nicht nur den Kontakt zu Käufern (über eigene Fansites im Internet) sondern darüber hinaus zu potenziellen Mitarbeitern herzustellen. Zu diesem Zweck installierte das Unternehmen eine „Karriereseite“. Auf dieser erfahren BMW-Interessierte alles über die Aufnahme- und Aufstiegschancen im Konzern und können sich durch Hunderte offener Stellen klicken. Wer nicht gleich fündig wird, wird aufgefordert, dem Unternehmen auf Twitter zu folgen und bekommt dann Informationen und passende Jobangebote direkt auf sein Mobiltelefon geschickt.
Trendkonsequenzen: Alle diese Maßnahmen zur Vernetzung und Einbindung potenzieller Käufer zielen schwerpunktmäßig auf Junge. Die Marktforschung belegt, dass die Autokäufer immer älter werden. In der Oberklasse ist der Durchschnittsfahrer längst weit über 50 Jahre alt. Wer also die Jugendlichen und Dauerjugendlichen für das Auto und den Führerschein begeistern möchte, muss seine Kommunikation an deren Nutzungsgewohnheiten anpassen. Sogar der Erwerb des Führerscheins gilt heute nicht mehr als der Inititationsritus vergangener Jahrzehnte. Freiheit versprechen heute technologische Innovationen. Auch wenn das Auto das Fortbewegungsmittel Nummer eins bleibt, werden sich die Autobauer in Zukunft einiges einfallen lassen müssen, damit es auch die Herzen der Menschen weiter bewegt.