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Klinikketten, Klinikmarken?: Die Krankenhauslandschaft der Zukunft
Das Gesundheitswesen in Deutschland erlebt derzeit den größten Umbruch seiner Geschichte. Nicht nur, dass die Kassen leer sind und das Altersbeben die Zahl der Behandlungsbedürftigen in die Höhe schnellen lässt – haben wir es auch noch mit einem tiefgreifenden Wertewandel auf Seiten der Patienten zu tun. Gesundheit wird zum Lebensinhalt und Healthstyle ist der neue Lifestyle (Vergl. Zukunftsletter No.). Mittendrin stehen die Krankenhäuser. Wie sieht ihre Zukunft aus?

Der Konzentrationsprozess auf dem deutschen Klinikmarkt setzt sich fort

In keinem anderen europäischen Land sind in den letzten zwei Jahrzehnten so viele Kliniken privatisiert worden wie in Deutschland, rechnet man bei der Hans-Böckler-Stiftung vor. Besonders bedeutsam nehmen sich dabei die Top Ten der Privatkliniken in Deutschland aus. Jener Ketten wie Helios, Rhön, Asklepios oder Sana, die im Jahr 2000 erst 25% der Krankenhäuser besaßen und die heute bereits über 29% das Sagen haben.

Die positiven Folgen der Krankenhaus-Übernahmen

Dieser Konzentrationsprozess führt dazu, dass Wettbewerb ganz neu gedacht wird. Nicht nur als Gewinnsteigerungsmaßnahme sondern auch als Möglichkeit, Prozesse zu optimieren und die Behandlung für den Patienten zu verbessern. Denn während die einen noch den Verlust der privaten Trägerschaft beklagen, freuen sich andere bereits über das Auflösen des Investitionsstaus und den Erhalt ihres Klinikstandorts.

Die Bedeutung des Konzentrationsprozesses für den Patienten

Die Privatisierung eines Krankenhaus sei doch „nichts Verwerfliches“ wurde der Vorstandsvorsitzende der Sana-Kliniken AG, Michael Philippi, im letzten Jahr im „Tagesspiel“ (17.6.10) zitiert, sondern vielmehr ein „sozialer Schritt“. Und in der Tat zeigen die Prognosen, dass es ohne Investition von außen in Deutschland in den nächsten Jahren zu einem starken Stadt-Land-Gefälle in Bezug auf die medizinische Versorgung kommen könnte mit Wartezeiten und langen Anfahrtswegen für die Patienten.

Trendprognose: Wie im Anschluss an die Krise nach der Jahrtausendwende wird von Seiten der Analysten in naher Zukunft mit einem erneuten Übernahmeprozess durch die privaten Klinikketten gerechnet – mit guten Renditechancen. Denn auch die Privaten öffnen sich: Die strikte Trennung zwischen ambulant und stationär weicht auf, Fachärzte von außen können auf die OP-Kapazitäten der Klinik zugreifen, etwa in der zur Damp-Gruppe gehörenden Ostseeklinik Kiel. An einem anderen Standort des Unternehmens in Stralsund teilen sich 3 Belegärzte eine Chefarzt-Stelle (www.damp.de). Die Zukunft gehört den Kooperationen: Kliniken schließen sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammen, interagieren mit MVZ und nutzen das Spezialwissen kooperierender Zentren. Und werden so zu eigenständigen Klinikmarken unter dem Dach eines Verbunds oder einer Holding.

Kasten
Von den Privatkliniken lernen

Von Schließung und Übernahme bedroht sind beinah ausschließlich sehr kleine oder sehr große kommunale Kliniken in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Sie unterstehen der öffentlichen Hand und werden nicht selten zum Spielball politischer Interessen. Der Verkauf ist dabei jedoch immer die letzte Option zur Rettung. In vielen Fällen hat die Umwandlung in eine privatrechtlich geführte Trägerschaft schon einen Durchbruch gebracht.

Doch die kommunalen Kliniken sind nicht alle marode. Das deutsche Krankenhausinstitut (www.dki.de) hat mit der Studie „Das erfolgreiche kommunale Krankenhaus“ im Jahr 2010 nachgewiesen, dass diese Kliniken nicht nur einen wichtigen Baustein bei der flächendeckenden und wohnortnahen Versorgung der Menschen darstellen sondern in vielen Fällen auch durchaus genauso wirtschaftlich arbeiten wie die anderen Trägergruppen.

Einige Ideen, die als Alleinstellungsmerkmal der privaten Kliniken gelten, wurden längst auch von den anderen Trägergruppen übernommen. Dazu gehören der gemeinsame Einkauf sowie die Kooperation bei Fortbildungen des Personals, belegt man in einer Analyse der Bundesaerztekammer.de. In Zukunft könnte die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Informationstechnologie, dem Risikomanagement, dem Budgetrecht sowie der Revisionen zu neuen Wettbewerbsvorteilen nach dem Vorbild der Privaten führen.

Dutzende Kommunale machen darüber hinaus mit privaten Ausgründungen von sich reden. Nach dem Vorbild der privaten Klinikketten werden dabei Privathäuser oder –stationen errichtet, die den Patienten mehr Service und Komfort bieten und zum Privat(zusatz)versicherten-Satz abgerechnet werden. Ein Beispiel dafür ist die HSK Plus der HSK Klinik Wiesbaden (www.hsk-wiesbaden.de).

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