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Trauer-Reisen: Spiritual Journeys
3. Reisen, um Abschied zu nehmen

Trauer-Reisen: Spiritual Journeys

Wandern, Wellness und Pilgern – der spirituelle Tourismus fasziniert weltweit bereits 300 Millionen Menschen. Bei uns hat diese Urlaubsform durch zwei Ereignisse an Bedeutung gewonnen. Zum einen steigt die Zahl der Spiritual Urlauber seitdem ein Deutscher Papst wurde an; zum anderen hat der Millionenfache Verkauf von Pilgerbüchern wie Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ ein neues Bewusstsein geschaffen. Auf diesen Nährboden fällt jetzt das Angebot der Trauer-Reise.

Trauerende können heute zwischen Segeltörns, Wüstentouren und Pilgerwanderungen wählen. Sie können auf Kreuzfahrt gehen oder besinnliche Tage im Kloster verbringen. Im Bayrischen Pilgerbüro (pilgerreisen.de) wendet man sich dabei explizit auch an diejenigen, die aus anderen Gründen trauern: wegen einer Scheidung etwa, dem gestorbenen Haustier, einer plötzlichen Krankheit oder dem verlorenen Job.

Die Trauer-Reise ist ein potentes Nischenangebot mit großem Zukunftspotenzial.

Trauern mit der TUI
Bei der TUI werden die Trauer-Reisen in Kooperation mit der privaten Trauerakademie von Fritz Roth angeboten (puetz-roth.de). 22 Reisen wurden in den letzten 12 Monaten durchgeführt. Sie führten an sechs Ziele am Wasser, denn „der Blick über Meer öffnet den Horizont“, sagt der private Trauerdienstleister.

Das Programm besteht aus einem Dreiklang: Gesprächsrunden und Trauerarbeit mit zwei professionellen Trauerbegleitern am Vormittag („Lebenssinn“), „Lebenskultur“ in Form von Ausflügen in Natur und Kultur am Nachmittag; der Ausklang am Abend wird mit „Lebenslust“ überschrieben.

„Unsere Marke steht für Sicherheit, Vertrauen und Harmonie. Dazu passt die Sorge um Hinterbliebene ganz ausgezeichnet“, erklärt Carsten Cossmann, der als Leiter der Abteilung Gruppen- und Sonderreisen auch für die Trauer-Reisen verantwortlich zeichnet, die unter dem Namen „Reise ins Leben“ vermarktet werden (www.reiseinsleben.de).

Trauer-Marketing
Vertrieben werden die TUI Trauer-Reisen in Kooperation mit Bestattern, Hospizen, Trauerbegleitern, Friedhofsgärtnereien und ausgewählten Reisebüros. Der Verkaufsaufwand wird mit einer prozentualen Vergütung in Höhe von rund 60 bis 80 Euro oder aber mittels TUI-Reisegutscheinen honoriert. Besser als diese Prämien, sagt Cossmann, fänden vor allem die Bestatter, dass sie auch einige Monate nach der Beerdigung noch einmal einen Anlass haben, auf die Angehörigen zuzugehen. Langfristige Kundenbindung sei in der Bestatterbranche durchaus erwünscht.

Trauer-Reise als Neuanfang
Die kleineren Konkurrenzanbieter räumen der Trauerarbeit nicht in allen Fällen einen so großen Stellenwert ein. Bei den Trauerreisen von www.regen-bogen-reisen.com, die hauptsächlich online vertrieben werden steht die Erholung im Vordergrund. Die Veranstalter wollen Trauernden die Gelegenheit geben, überhaupt einmal raus zu kommen und dabei Kontakte zu Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation zu knüpfen.

Bei www.care-and-sail.de beginnt die Trauer-Reise mit einem starken Symbol des Neubeginns. Der Hamburger Künstler Piet Morgenbrodt geht mit maximal acht Hinterbliebenen auf einen Segeltörn. „Wir machen die Leinen los und blicken zurück aufs Land. Doch irgendwann dreht man sich um und sieht nach vorne“.

Trend Learnings: Angebote für diese Zielgruppe werden ein Nischenprodukt bleiben, ist man sich bei der TUI sicher. Und doch zeigen die Veränderungen in unserer Gesellschaft, dass der Markt für Trauer-Reisen größer wird. Kirche und Familie haben nicht mehr die gleiche Kraft wie in der Vergangenheit, Menschen in ihrer Trauer aufzufangen. Zudem gehen wir anders als früher mit der Trauer um. In Kombination mit anderen spirituellen Reisemotiven wird diese Urlaubsform in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.

Best Practice: Freizeit auf dem Friedhof
Die Angebote auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, der mit einer Fläche von 400 Hektar einer der größten weltweit ist, zeigen, dass sich das Verhältnis zum Thema Tod weiter verändert. Waren es vor rund zehn Jahren noch 1.500 Besucher jährlich, die an Friedhofsführungen teilnahmen, hat sich diese Zahl auf mehr als 20.000 gesteigert. Angeboten werden Besuche an Prominentengräbern aber auch Literaturführungen oder Vogelbeobachtungen. Am beliebtesten sind Führungen zu Themengrabstätten. Der Friedhof bietet die Auseinandersetzung mit Engeln, Rosen oder Schmetterlingen. Weitere Informationen unter http://bit.ly/fJfIEO.

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